Tatsächlich bietet Circular Economy, also eine kreislauffähige Wirtschaft, einen kritischen Ansatz, um ökologische Vielfalt, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftlichen Erfolg miteinander zu vereinen und so systemische Nachhaltigkeit zu erreichen. Die Schlüsselkonzepte von Circular Economy sind u.a. die Verringerung des Ressourcenverbrauchs, Verlängerung der Lebenszyklen von Produkten und die Nutzung von "Abfall" und Nebenströmen als Ressource für die Herstellung neuer Materialien und Produkte. RethinkResource ist eine Schweizer Agentur für Upcyclinginnovationen und legt ihren Fokus insbesondere auf die sinnvolle Nutzung von Nebenströmen – sogenanntes Upcycling. Nebenströme aus einer Industrie dienen als Ressource für eine andere, womit Industrien miteinander verknüpft, Produktportfolios diversifiziert, Emissionen verringert und Gewinne gesteigert werden können. 

Die lange vorherrschende Haltung, dass Nebenströme wertlos sind, zeugt von höchster Innovationsresistenz und dürfte mittlerweile überholt sein. Der Wert eines Nebenstroms bemisst sich aber keinesfalls nur an einsparbaren Entsorgungskosten. Vielmehr liefert das Upcycling von Nebenströmen eine Reihe von Mehrwerten für diverse Stakeholder*innen und Industrien. Dies kann am Beispiel Agraloop illustriert werden: diese Technologie der Firma Circular Systems nutzt Nebenströme aus dem Anbau von Nutzpflanzen wie Hanf, Reis oder Ananas, um daraus natürliches Textilgarn zu fertigen. Damit können nicht nur Nebenströme weiterverwendet, sondern auch der pestizidbelastete Anbau von konventioneller Baumwolle oder die Produktion von ölbasierten, synthetischen Stoffen vermindert werden. Gleichzeitig reduziert der Prozess Emissionen, die in vielen Ländern während der Verbrennung oder dem Verrotten dieser Ressourcen entstehen. Dass H&M und andere bekannte Firmen Agraloop-Textilien verwenden, zeigt, dass auch die Produktqualität stimmt. 

Ein weiteres Beispiel für wertsteigerndes Upcycling zeigt das Projekt Zoí, eine Kollaboration zwischen der Schweizer Getreidemühle Swissmill und RethinkResource. Zoí nutzt Insekten, um Nebenströme der Mühle in hochwertige Proteine, Fette und Mikronährstoffe für die menschliche Ernährung zu wandeln. Dabei produzieren die Insekten auch ein nährstoffreiches Substrat, das im Anbau von Nutzpflanzen genutzt werden könnte. Derzeit testet das Zoí-Team verschiedene Applikationen für Chitin, ein von den Insekten produziertes Polysaccharid, das z.B. für Verpackungen oder in der Biomedizin eingesetzt werden könnte.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass es sich für Unternehmen lohnt, Nachhaltigkeit nicht nur für die eigene Industrie zu definieren, sondern die Ziele über die vermeintlichen Grenzen zwischen Industrien hinaus zu denken und gemeinsam ins Handeln zu kommen.